Frau von Goethe by Beate Rygiert

Frau von Goethe by Beate Rygiert

Autor:Beate Rygiert
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau digital
veröffentlicht: 2021-06-24T00:00:00+00:00


10. Kapitel

Weimar 1796–1797

Schaut mal, was ich hier habe!«

Christoph Sutor winkte mit einem kompakten, kleinen Päckchen. Die Schachtel war bunt bedruckt und Ernestina reckte interessiert den Hals.

»Sind das neue Spielkarten?«

Christoph grinste von einem Ohr zum anderen und nickte.

»Wenn es euch gefällt, lass ich sie in Serie gehen. Also, seid ihr dabei? Wie wäre es mit einer Partie?«

»Lassen Sie mal sehen.«

Sutor gab Christiane das Deck und sie begann, die Karten nach ihren Farben sortiert auf dem Tisch auszulegen.

»Das sind ja ganz andere Bilder!«

»Ja, und sie haben mich ein hübsches Sümmchen gekostet«, betonte Christoph Sutor und sah Christiane über die Schulter.

»Die sind aber schön.« Ernestina hatte sich über die Karodame gebeugt.

»Sie hat Ähnlichkeit mit dir«, fand Juliane.

»Seht euch erst einmal die Pikdame an.« Christoph Sutor wippte aufgeregt auf seinen Schuhsohlen, während Christiane sie heraussuchte.

»Das ist ja …«

»Die Dame des Hauses, ja.« Christoph Sutor lachte. »Ich habe mir erlaubt, dem Maler ein paar Inspirationen zu liefern.«

»Das ist nicht Ihr Ernst.« Christiane starrte fasziniert auf die Spielkarte. Die Figur auf der Karte sah ihr tatsächlich ähnlich.

»Es stört Sie hoffentlich nicht?«

»Ich finde es lustig«, meinte Ernestina. »Und wen haben Sie als Herzdame genommen?«

»Mein gutes Minchen natürlich. Alles andere hätte sie mir schwerlich verziehen.«

Christiane hielt die Spielkarte in die Höhe, so dass alle sie sehen konnten. Tatsächlich. Die hübsche und lebenslustige Wilhelmine Magdalena Sutor war eindeutig in der drallen Herzdame im rosafarbenen Rüschenkleid zu erkennen.

»Wollen wir ein Spiel machen?« Christiane raffte die Karten wieder zusammen.

»Warum nicht gleich eine ganze Partie?«

Ernestina warf ihrer großen Schwester einen flehenden Blick zu und Christiane begann, die Karten zu mischen. Seit Christoph mit Goethes Unterstützung eine Spielkartenmanufaktur gegründet hatte, hatte nicht nur Ernestina, sondern auch Tante Juliane die Leidenschaft fürs Kartenspiel entdeckt. Dorothea Götze war ebenfalls stets mit von der Partie gewesen, doch sie und ihr Sohn waren im vergangenen Jahr nach Jena umgezogen, wo Paul die Stellung eines Baukondukteurs übernommen hatte, und zwar ebenfalls durch Goethes Vermittlung. »Der Mensch muss vorankommen«, hatte er gesagt und auf Christianes Frage, ob er es nicht bedaure, nach so vielen Jahren seinen treuen Diener und Reisebegleiter zu verlieren, nur mit den Schultern gezuckt.

»Ich hab den Jungen im Alter von sechzehn Jahren halb verwildert bei mir aufgenommen«, hatte er gesagt. »Damals musste ich ihm alles beibringen. Jetzt ist ein umsichtiger Mann aus ihm geworden. Was soll er mir jetzt noch die Stiefel putzen?«

So wie für Seidel, der inzwischen eines der größten Häuser in Weimar besaß, mehrere Ämter bekleidete und in hohen Ehren stand, so wie für Sutor, dessen wachsende Familie allein von dem Kammerdienergehalt des Geheimen Rats nicht mehr auskam, so hatte er auch für Götze gesorgt und sich anschließend einen neuen dienstbaren Geist gesucht. Und sein neuer Diener hieß wirklich und wahrhaftig Geist, Johann Ludwig Geist, und die Damen am Frauenplan hatten sich anfangs stets beherrschen müssen, um nicht in Gelächter auszubrechen, so lustig und gleichzeitig passend fanden sie den Namen des neuen Dieners.

Der Neue an Goethes Seite gab häufig Anlass für scherzhafte Bemerkungen. Während Seidel von Anfang an – zumindest Christiane gegenüber – die



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